Mittwoch, 27. Mai 2009

verging ja wie im flug

13 Jahre bin ich nun zur Schule gegangen und morgen ist, mit etwas Glück, das Ganze vorbei. Die Meinungen sind ja allgemein gespalten, einer ist froh, es endlich hinter sich zu haben, der andere trauert dieser Zeit hart hinterher. Allgemein schätze ich mich glücklich, erstmal eine Zeit lang keine authoritären Lehrerinnen mehr ertragen zu müssen, keine theoretischen Utopiestaatssysteme mehr zu erstellen, in denen alles perfekt läuft, mir ist jetzt erstmal egal, warum die Weimarer Republik zerfallen ist oder wie die Berechnungsgleichung eines Schwingkreises hergeleitet wird und ich will auch nichts mehr über Immigranten in den USA hören. Am liebsten würde ich auch alle Arbeitsblätter und Mitschriften verbrennen, quasi als Ritual eines abgeschlossenen Lebensabschnitts. Als ich aber heute meinen Blätterstapel aus 4 Semestern nach Geschichtsblättern durchsucht habe, ist mir aufgefallen, dass ich komplett unbewusst eine Art Unterrichts-Blog erschaffen habe. Warscheinlich nur für mich identifizierbar und noch unregelmäßiger als dieser Blog, sind doch teilweise kleine Meisterwerke aus meinen, in Sachen Malen komplett unbrauchbaren Händen entstanden. Auch wenn zB die Serie von Karrikaturen meiner insgeheimen Lieblingslehrerin Frau Kietzmann aussieht, wie von einem 5-Jährigen gemalt, kann ich mich sofort in den Klassenraum und die Situation hineinversetzen, wie die anfangs bestens gelaunte, oder zumindest den Anschein guter Laune machende, etwas sehr stark geschminkte Frau mit der ungewöhnlich hohen Frequenz von Wimpernschlägen die Hausaufgaben kontrolliert. Ich hatte anscheinend keine Hausaufgaben. Meine Taktik, sie denken zu lassen, ich schreibe wie wild wichtige politische Begriffe auf, dabei male ich Bilder von ihr in mein Heft, hat jedenfalls meistens funktioniert. Das dritte Bild zeigt mir, dass sie jetzt ausgerastet ist und dem Kurs einen Vortrag über Zuverlässigkeit hält und uns vorhält, was für gesellschaftliche Schmarotzer wir mit unserer Lebenseinstellung doch wären. Sei's drum.
Die sehr poetischen Rap-Texte auf meinen Mathe-Blättern, die aus meiner und Tims Hand entstanden sind, machen mir jedenfalls klar, wie die (vom Punktesystem betrachtete) abfallende Exponentialfunktion meiner Mathenoten zu erklären ist (anscheinend habe ich ja doch was gelernt).
Von Theorien über Frau Richters Geheimrezept, wie man jeden Tag so durch aussehen kann, über komische Figuren, die mir zeigen, wie langweilig es gerade war bis zu einem verzweifelten Jesus mit Badelatschen neben einer Vektor-Ebenengleichung, faul war ich im Unterricht jedenfalls (meistens) nicht.
Irgendwie werde ich die Zeit doch vermissen...

1 Kommentar:

mesh hat gesagt…

wahre worte.